Schneeball Records
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EMBRYO "La Blamba Sparozzi"
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Schneeball Records; Do LP EMBRYO La Blama Sparozzi“ Zwischenzonen
28. Schneeball : Neuauflage : Remastered, Neues Artwork

Schneeball Records, 1976 gegründet, hat zumindest für ein Jahrzehnt mit seinen Scheiben die Musik in Deutschland nachhaltig mitgeprägt.

In dieser Periode entstand 1981 EMBRYO „La Blama Sparozzi“. Ein Meilenstein im neuen Konzept von EMBRYO nach dem Riesenerfolg von „EMBRYO‘S REISE“ welcher der Band in der alternativen Szene Kultstatus einbrachte, wenn sie ihn nicht schon vorher hatte. Allerdings führte der Erfolg zu schweren ideologischen Auseinandersetzungen unter den Musikern: wie ist der Stellenwert von Erfolg im Verhältnis zu Spielfreude und Kreativität zu betrachten? Diese internen Differenzen führten dann zur Abspaltung der DISSIDENTEN.

Soweit zum näheren Verständnis ob der Kompromisslosigkeit mit welcher diese DoLP zusammengestellt wurde und welch einen Frontalangriff sie gegen die Hörgewohnheiten der frühen 80ger Jahre darstellte. Obendrein war es auch ein künstlerischer Frontalangriff gegen die früheren Kollegen und eine radikale Abkehr von marktkonformen Trenddenken.
Im Nachhinein kann spätestens seit diesem Zeitpunkt von einer Entwicklung zu “Weltmusik Münchner Prägung“ gesprochen werden, an der sich viele Musiker bis heute orientieren und sich bei ihren Arbeiten darauf beziehen.
Als Alleinstellungsmerkmal gegenüber dem erst später aufgetauchten Begriff „Worldmusic“, der zum Marketing Tool für fremden Folk und Artverwandtes wurde, erfordert „Weltmusik“ für Komponisten und Interpreten ein tieferes Einsteigen, gar Studium in die Strukturen der Musik auf die sie sich gerade einlassen. Unumgänglich dabei ist die Lust und Neugierde auf fremde Kulturen und die Bekanntschaft mit den Local Masters: um zu lernen und auf Augenhöhe zu improvisieren, Lebensart und Philosophie zu verinnerlichen, und wenn möglich, auf gleicher Wellenlänge schwingend, Kraft aus dem Einklang spirituell zu empfinden.
Eine weitere Voraussetzung für das Gelingen ist die kompositorische Arbeit auf Basis einer gemeinsamen Improvisation.
„La Blama Sparozzi“ kann das vermitteln: selbst eine verbindende Rolle zwischen Künstlern verschiedener Erdteile einzunehmen wird so möglich und zählt zu den spannendsten Dokumenten auf dieser DoLP.
Wie auch kein Konzert dem anderen gleichen sollte, schöpft diese DoLP aus der Vielfalt.
Hörgewohnheiten können geändert, Horizonte erweitert, Vorurteile abgebaut werden: dies war der pädagogische Ansatz des rastlosen Komponisten und Bandleader Christian Burchard, der in wenigen Jahren und mit stets wechselnden Besetzungen drei Kontinente bereiste.

Peter Michael Hamel vom Klangraum Aschau und Leiter des Interkulturellen Musikinstituts kommentiert nachfolgend das Album:

Welch wunderbare Wiederbegegnung! Dieses Doppelalbum war damals so wichtig,
denn Embryo fiel nach der Großen Reise eben nicht auseinander.
Unsere Between Band u.a. hatten sich ja Anfang der 1980er aufgelöst.

Auch Embryo war Krisen geschüttelt, Verwerfungen, Auseinandersetzungen,
Trennungen, Dissidententum. Du spürst das in den Stücken.
Aber Embryo existierte weiter. Und zwar symbolisch genau mit dieser Doppel LP:
ein wildes, unkommerzielles, teils auch eckiges Unternehmen,
hart, frisch, unerbittlich, auf höchstem Niveau und kompromisslos.

Das vielseitige Multiple und das gemeinsame Ganze, mit Musikern aus aller Welt,
vor allem aus Afrika, und auch mit dem Embryo Urgestein Edgar Hofmann,
mit dem späteren Hörspielmacher Ulli Bassenge und mit dem Amon Düül Freund Chris Karrer.

Sicher sind das nicht die eingängigsten Stücke, kein light listening möglich. Aber:
Unglaublich, was hier alles zusammengekommen ist. Auch gibt es eine Erinnerung
an Kabul, mit dem 1980 verstorbenen Rebabmeister Ustad Omar, einige Songs sind drauf,
Grace Yoon singt zum Schluß und Roman Bunka meist präsent, neben Christian Burchard
der für mich Wichtigste auf diesen beiden LPs.


Peter Michael Hamel

Die DoLP wird im Mai 2021 wieder erhältlich sein.